Laboratorien der Vermittlung
von Klaus Zehelein
Erschienen in: Unerhörte Augenblicke – Autobiographie (09/2025)
Assoziationen: Dramaturgie Musiktheater Kinder- & Jugendtheater

Wer als Dramaturg oder Intendant eines Theaters arbeitet, gerät in Gefahr, mit der Zeit eine Höhlenexistenz zu führen. Die Produktionsräume von Theatern sind in sich geschlossene, nach außen abgedichtete Systeme und es kann leicht geschehen, dass man nach einem Tag, der einen vom Büro zum Besprechungsraum, danach zur Probebühne und wieder treppauf treppab in den Zuschauerraum führt, in einer kurzen Pause am Nachmittag, in der man das Haus verlässt, überrascht feststellt, dass draußen die Sonne scheint und auf der Straße das sogenannte wahre Leben tobt.
Will man nicht wie die Gefangenen in Platons Höhlengleichnis den Schatten der Dinge für ihre wahre Existenz halten, tut es not, immer erneut mit der Welt draußen in Kontakt zu treten. Diesen Kontakt der Theaterhäuser mit der Welt kann man unter den Begriff der Vermittlung fassen. Es ist ein schillernder Begriff. Denn leider wird er viel zu oft in einem zu kurz gefassten Verständnis gebraucht. Als Vermittlung gelten dann die Maßnahmen und Vorkehrungen eines Hauses, dem aktuellen und zukünftigen Publikum beizubringen, was diese und jene Aufführung bedeuten will. Es geht dann (nur) um die (Heran)-Bildung der Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem Ziel ihrer Bindung an das Haus. Audience development ist das gegenwärtige Zauberwort, das...