In einer ASSITEJ-Werkstatt steht naturgemäß der Blick auf das Theater für junges Publikum im Zentrum, dementsprechend erweitert sich das Genderthema fast zwangsläufig auch um die Frage, welche Bilder von Familie, von Kindheit und von Männlichkeit und Weiblichkeit transportiert und rezipiert werden, und wie das Verhältnis idealerweise aussehen sollte. Als Diskussionsanlass diente die unmittelbar davor gezeigte Inszenierung „Liebe üben“ des Schweizer Theater Sgaramusch mit der belgischen Gruppe Nevski Prospekt, einem Tanzstück für Kinder ab 10 Jahren, das sehr persönlich und unverkrampft mögliche Aspekte von Liebesbeziehungen und auch Homosexualität anspricht.
Für die Theaterpraxis, so ließe sich die Diskussion zusammenfassen, wäre das Thema auf vier Ebenen zu reflektieren: zunächst über die Ebene der Besetzung, dann über die Konstellation der Bühnenfiguren, drittens über Darstellungsweise und Inszenierung und letztens darüber, welche Inhalte und Perspektiven verhandelt werden.
Konsens bestand, dass, auch wenn die Thematik selbst nicht im Vordergrund steht, in allen Inszenierungen Genderfragen immer mitgedacht werden können und müssen. Von Kostümwahl, über Spielformen und -stile, über die Art, wie sich die Figuren bewegen und verhalten, bis hin zu inhaltlichen Stereotypen, zum Beispiel der Frage, wer die Entscheidungen trifft, wer welchen Raum einnimmt, Lösungen findet, Impulse setzt, wie Männlichkeit und Weiblichkeit inszeniert werden etc. Interessant erscheint mir...