Mobile Kraftwerke und Beleuchtung oder: Alles elektrisch?
von För Künkel und Mirjam Hildbrand
Erschienen in: Zirkuskunst in Berlin um 1900 – Einblicke in eine vergessene Praxis (02/2025)
Die Zeit der großen Berliner Zirkusbauten war auch geprägt durch die zunehmende Erforschung von Elektrizität und ihrer Nutzung zur Erzeugung von Licht. Ende 1879 beantragte Thomas Edison für die Entwicklung seiner elektrischen Glühlampe ein erstes Patent und ab den frühen 1880er Jahren begann sein Unternehmen mit der industriellen Produktion der Edison-Glühlampen. Eine zentrale Stromversorgung wie wir sie heute kennen, gab es damals jedoch noch nicht. Circus Renz besaß eigene, teils mobile Kraftwerkanlagen zur Stromerzeugung, mit denen durchaus eine kleinere Anzahl Glühbirnen zum Leuchten gebracht werden konnte. Ständige elektrische Beleuchtungsanlagen wurden in Theaterhäusern erst ab den 1880er Jahren nach und nach installiert. Im Berliner Opernhaus Unter den Linden bestand beispielsweise ab 1882 eine derartige Anlage, die aber erst 1887 fertig gestellt wurde. Im Jahr 1882 wurde der Theaterneubau in Brünn (heute Brno in Tschechien) als erstes Theaterhaus im deutschsprachigen Raum mit einer kompletten elektrischen Beleuchtungsanlage eröffnet (vgl. Baumann 1988, S. 152ff.). Ob ein Zirkusgebäude bereits davor über eine derartige Anlage verfügte, ist bislang nicht bekannt.
Im Falle der Zirkuspantomime Harlekin à la Edison oder: Alles elektrisch, die am 23. Oktober 1884 bei Circus Renz im Markthallenzirkus Premiere hatte, wurde die Elektrizität und die Erfindung der Edison-Glühlampe zum zentralen Inhalt der...