Bericht
Das landesinnere Ausland
Das Schweizer Theatertreffen 2024 in Lugano und Bellinzona
von Daniel Mezger
Assoziationen: Europa Theaterkritiken Schweiz Julie Paucker
Erschienen am 30.5.2024
Zu den wichtigsten Bräuchen der Deutschschweiz gehört es, sich vor Feiertagen wie Ostern, Christi Himmelfahrt oder Pfingsten in den Stau vor dem Gotthard zu stellen und sich zu ärgern, dass man nicht als einziger auf die Idee gekommen ist, in den so nahen Süden zu fahren. Später sitzt man im Häuschen von Freunden, lässt genussvoll das Wort „Rustico“ auf der Zunge zergehen. Danach stellt man sich für den Rückweg wieder in den Stau.
Kultur nimmt man aus der Gegend selten wahr. Das Tessin muss damit leben, dass es ausführlich besucht, und gleichzeitig ignoriert wird. Und nun gastiert hier also das Schweizer Theatertreffen. Und betont einmal mehr das Wort Treffen. Es ist eine Einladung, dieses landesinnere Ausland kennenzulernen.
Die Theaterlandschaft ist im Umbruch, ein Generationenwechsel fällig, noch ist die Szene stark fragmentiert, versucht sich zu bündeln. Strukturell sei hier noch 1985, sagt Cristina Galbiati vom Theaterverband t-Punkt. Es fehlen Räume für die unabhängige Kultur.
Im wunderschön verglasten Konferenzraum des LAC Kulturzentrums mit perfekter Seesicht wird diskutiert, dass in solchen Tempeln für die lokalen Freien kein Platz ist. Oder zu viel Platz. Der Theatersaal mit seinen 650 Plätzen (bei offenem Balkon 950) ist selbst am Festival allerhöchstens zu zwei Dritteln voll.
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Erschienen am 30.5.2024