Das Grotowski-Institut in Wrocław lud als Masters in Residence neben Eugenio Barba und Anatolij Wasiljew den griechischen Regisseur Theodoros Terzopoulos ein, der das Programm für die polnische Erstaufführung von Heiner Müllers „Mauser“ nutzte. Das Credo dieser Inszenierung findet sich in Terzopoulos’ für diesen Anlass ins Polnische übersetztem Kunstessay „Im Labyrinth. Theodoros Terzopoulos begegnet Heiner Müller“. Eine Sammlung von Aphorismen zentriert sich um Müllers Auseinandersetzung mit Mythos, Tod und Tragödie: „Heiners Obsession galt immer dieser verborgenen Seite der Existenz.“
Vor diesem Horizont balanciert die Inszenierung auf dem schmalen Grat zwischen dem politisch revolutionären Gehalt und einer fast mythischen Sinngebung des Sinnlosen der menschlichen Existenz angesichts der Allmacht des Todes. Dem Regisseur gelingt dabei ein ergreifender, beinahe kathartischer Effekt.
Etwas mehr als dreißig Zuschauer sitzen einander auf der Bühne gegenüber. Zwischen ihnen befindet sich eine Konstruktion, die einem hohen Tisch ähnelt. Auf die Plätze im Zuschauerraum sind Porträts gestellt. Unter ihnen Papst Johannes Paul II., Lech Wałesa, Adam Michnik oder auch Krzysztof Penderecki, Andrzej Wajda, Tadeusz Kantor und Jerzy Grotowski. Die meisten Gesichter gehören Unbekannten. Handelt es sich um Zeugen der Geschichte? Um Richter? Um Ankläger oder um Angeklagte?
An der hinteren Seite der Installation sitzt eine Kommissarin (Jolanta Góralczyk), die Vorsitzende...