Die wenigsten Menschen haben gerne eine Windkraftanlage vor ihrer Haustür. Nun hätten sicherlich auch die wenigsten gern ein Atomkraftwerk im Vorgarten. Oder ein Kohlekraftwerk hinterm Haus. Oder einen Staudamm an der Stelle, wo sich einst ein Dorf im Tal befand. Doch trotz schlechterer Alternativen hat man Windräder meist nicht gern. Allerdings werden sie benötigt, selbst wenn das Landschaftsbild dann durch die mit Blinklichtern versetzten, Baumwipfel überragenden Rotoren nachhaltig verändert wird. Um auch die letzte Shoppingmall, in Bau befindliche Flughäfen oder das mit weihnachtlichen Glitzerdekorationen überzogene Einfamilienhaus Tag und Nacht in voller Illumination erstrahlen und auch die letzte Werbung noch über einen Bildschirm flimmern zu lassen, müssen Lebenswelten zerstört werden. Wir würden allerdings nicht im Kapitalismus leben, wenn nicht jede Zerstörung auch ein lohnendes Geschäft wäre. So auch in Unterleuten. Dieses Dorf, in der brandenburgischen Ostprignitz gelegen, soll durch einen Windpark der Firma Vento Direct beglückt werden. Die lockt mit Profiten für Privatpersonen, die ihr Land zur Pacht bereitstellen, und Gewerbesteuer für die überschuldete Kommune, außerdem Investitionen in Kindergärten und Freibier für Dorffeste. Wo die öffentliche Fürsorge am Boden liegt, das Gemeinwesen verendet, beginnt die Zeit der Hyänen.
An Unterleuten lässt sich exemplarisch der Zerfall der Gesellschaft zeigen. Für das Deutsche...