SCORES – Insert Tanzquartier Wien
Variations orientalistes
von Sandra Iché, Vincent Weber, Renaud Golo, Pascale Schaer und Mary Chebbah
Erschienen in: Theater der Zeit: Blackfacing (10/2014)
Assoziationen: Österreich Tanz
In Variations orientalistes setzt Sandra Iché ihre choreografische Beschäftigung mit dem Libanon fort, indem sie vier befreundete Kolleginnen und Kollegen, die selbst noch nie dort waren, einlädt, sich dem Land, ausgehend von ihrer eigenen Vorstellung, zu nähern. Die Performance wurde am 19. und 20. Juni 2014 am Tanzquartier Wien präsentiert.
Sandra Iché – Der Arbeitsauftrag
— Der Ausgangspunkt eurer Intervention ist ein Lügenmärchen: Ihr seid in den Libanon gefahren und habt dort dieses und jenes gesehen.
— Lest immer wieder Der Erzähler von Walter Benjamin.
— Denkt gelegentlich an die Orientalisten des 19. Jhds. und schlüpft in ihre Kleidung. Spielt damit.
— Der Orientalismus reduziert, verdeckt – aber er kann auch, wie Renaud sagt, »den Zugang zu etwas eröffnen«.
— Orientalismus ist zu einem Ausdruck geworden, der jede Form der exotistischen Reduktion des Anderen bezeichnet, komme er aus dem Orient oder aus Nordfrankreich. Erarbeitet die/eure Klischees. Schließt euch selbst mit ein und lehnt diese Klischees nicht ab. Sucht euren Anderen. Fragt euch: »Wo/was exotisiere, idealisiere, begehre ich?«: die feine Kolonialgesellschaft, die Landschaften, die Geografie, Ali Cherri, eine Stadt ohne Namen und ohne Funktion, die Wunder des temporären Raum- und Zeitgefühlverlustes, der Araber, der militante Palästinenser, der Amerikaner, die Frauen, die...