Gespräch
Was macht das Theater, Claudio Valdés Kuri?
von Alberto Villarreal und Claudio Valdés Kuri
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Mexiko (03/2015)
Assoziationen: Nordamerika Akteure Dossier: Was macht das Theater...?
Claudio Valdés Kuri, Theater machen in Mexiko – was ist der größte Vorteil, welche die größte Schwierigkeit?
Das Chaos ist jene Eigenheit der Mexikaner, die das Theater gleichzeitig stärkt und schwächt. Einerseits erlaubt es ein freies Herangehen an Thema und Form. Im Chaos gibt es keine Zensur und keine Regeln – weder für Inhalte noch für die Inszenierung an sich. Andererseits ist ebendieses Chaos eine Einschränkung in Bezug auf Disziplin, Verlässlichkeit und Anspruch. Die schlechten Gewohnheiten einer Gesellschaft ohne Grenzen fördern eine Unordnung, die all ihre Aktivitäten untergräbt.
Ein großer Vorteil ist der Wille der Künstler, ihrer Familien, Freunde und sogar der Institutionen, Projekte jenseits der üblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten tatsächlich voranzutreiben. Ob frischgebackener Absolvent oder Profischauspieler: Sie alle verbindet der Wille, sich auf zum Teil jahrelange kreative Prozesse einzulassen – vorausgesetzt, diese begeistern sie.
Was halten Sie für ein Charakteristikum des mexikanischen Theaters?
Die Intensität – im guten wie im schlechten Sinne.
Was ist Ihre Version des geistigen und körperlichen Steckbriefs eines zeitgenössischen Bühnenschauspielers?
Körperlich muss er ein multidisziplinärer Darsteller sein, der gleichermaßen Schauspieler, Sänger, Musiker und Tänzer ist. Geistig begreife ich den Schauspieler als Mitschöpfer und Teilhaber an Recherchearbeit, Auseinandersetzung, Inhalten und szenischem Konzept.
Gibt es eine Utopie im...