SCORES – Insert Tanzquartier Wien
Kunstproduktion als Form des täglichen Protests
von Farah Saleh
Erschienen in: Theater der Zeit: Blackfacing (10/2014)
Assoziationen: Österreich Tanz
Als im Jahr 2005 die zweite Intifada zu Ende ging, entstand in Palästina ein anderer Aufstand, eine kulturelle Intifada. Von diesem Jahr an erlebten die Westbank und Gaza einen überwältigenden Zuwachs an kultureller Infrastruktur und künstlerischen Aktivitäten. Einrichtungen für Theater, bildende Künste, Musik, Zirkusschulen und Akademien wurden geschaffen, Tanz- und Kinofestivals gegründet und neue Kunstformen in den Regelunterricht eingeführt. Zahlreiche Künstler, die zur Schaffung dieses lebendigen kulturellen Klimas beitrugen, taten das in der Überzeugung, eine neue Generation kultivierter und talentierter Menschen könnte helfen, die Realität in Palästina durch innovative Lösungen, welche die Beendigung der militärischen Besetzung durch Israel herbeiführten, zu ändern, nachdem dies den vorangegangenen Generationen nicht gelungen ist. Sie waren davon überzeugt, dass Kunst durch die Schaffung einer neuen Generation kreativer ‚Kämpfer’ in die Lage versetzt wird, einen sozialen und politischen Wandel herbeizuführen.
Künstlerischer Widerstand in Palästina ist allerdings nichts Neues. Seit Beginn der militärischen Besetzung und der Lancierung der Befreiungsbewegung versuchten Künstler aktiv, manchmal auch als Teil der Befreiungsbewegung, durch ihr künstlerisches Schaffen den Wandel zu beflügeln. So bemühte sich zum Beispiel der Poet Mahmud Darwisch, der sich in den Sechzigerjahren der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) anschloss, mit seiner Poesie und Prosa einen palästinensischen Diskurs zu schaffen; von ihm...