Die Optik war schlagend. Die Bundeskanzlerin trug einen strengen blauen Blazer, die übliche Amtskleidung eben. Chimamanda Ngozi Adichie, nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin, trug ein farbenprächtiges Kleid. Schwer zu sagen, ob es Angela Merkel vor Neid erblassen ließ, jedenfalls wurde Adichie irgendwann, zwingenderweise, darauf angesprochen, nach dem Motto, wie toll man sich doch (so die Bundeskanzlerin) in Afrika zu kleiden wisse. Aber nein, konterte da Adichie, das Kleid habe sie in Düsseldorf gekauft, das sei doch schließlich die deutsche Hauptstadt der Mode!
Auch sonst verstanden die beiden Frauen sich blendend, obgleich sie sich zum ersten Mal begegneten und kaum unterstützt wurden von den Moderatorinnen Miriam Meckel und Léa Steinacker, die kein Gespräch zustande kommen lassen wollten, sondern lediglich ein abwechselndes Befragen. Schade eigentlich. Das Treffen hätte bereits zur Eröffnung des Festivals Theater der Welt im Mai 2020 stattfinden sollen und wurde jetzt zum Beginn der neuen Saison auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses nachgeholt. Zur Freude vieler Zuhörer. Adichie, deren Roman „Americanah“ zu den wichtigsten der letzten zehn Jahre gezählt wird, hat jüngst ein Buch über den Tod ihres Vaters veröffentlicht: „Trauer ist das Glück, geliebt zu haben“. Auch Merkel hat in den letzten Jahren beide Eltern verloren, allein dieser Umstand hätte ein...