Das Essener Grillo-Theater befindet sich im Zentrum der Stadt und damit auf einer Achse, an der sich die sozialen Verhältnisse scheiden: Im Süden wohnt das (eher wohlhabende) Bürgertum, und im Norden wohnen die Arbeiter und Prekären. Die A 40 teilt die beiden Hälften, die kaum je zueinanderfinden – es sei denn, tatsächlich, im Theater. Es wurde von dem Architekten Heinrich Seeling entworfen und 1892 – dank einer Stiftung des Unternehmers Friedrich Grillo – eröffnet. Nach Augsburg ist es das zweitälteste nichtfeudale Theater Deutschlands, ursprünglich ein Privattheater, die öffentliche Hand beteiligte sich erst später. Zuvor noch musste, nach dem Tod Grillos, Friedrich Alfred Krupp einspringen, der selbst nie ins Theater ging. Dass aber die Arbeiter aus dem Essener Norden das Haus zwecks ihrer moralischen Erbauung eifrig besuchten, darauf legten diese Mäzene durchaus Wert. Etwa die Hälfte des Zuschauerraums (natürlich die hintere) war für Proletarier reserviert; in den Foyers allerdings durften Bürgertum und Arbeiter einander nicht begegnen. Man kann das noch auf den schönen Fotografien aus den fünfziger Jahren sehen, die anlässlich des Jubiläums in den Foyers und im Treppenhaus hängen: Herren im Smoking sind ganz unter sich.
Christian Tombeil, der Intendant des heutigen Schauspiels Essen, dessen Hauptspielstätte das Grillo-Theater bildet, hat...