Bonnkrott – Eine Stadt tanzt
von bodytalk
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Ziel des Projekts
Bonner Loch wird der in den 1970er Jahren umgestaltete Vorplatz vom Hauptbahnhof Bonn genannt, weil Ausdrücke wie „Schandfleck“, „Drogenparadies“, „Alki-Abschaum-Areal“ ohnehin durch die Realität getoppt werden. Bonner Loch repräsentiert in der Stadt, die sich nach dem Verlust der Hauptstadtwürde zur „UNO- City“ promovierte, zum Unort auch ein Unwort, denn im offiziellen kommunalen Sprachgebrauch lautet Bonner Loch korrekt Klanggrund. Uns interessiert, warum sogenannte Randgruppen zentrale Orte einer Stadt für sich erobern, was in den gutsituierten Quartieren an der Peripherie im Grünen den Reflex auslöst, diese zentralen Orte zu „säubern“. So wurde dort in Bonn extra von Polizei und Ordnungsamt die GABI (= Gemeinsame Anlaufstelle Bonn Innenstadt) eingerichtet.
Hauptdarsteller in Bonnkrott sind die Obdachlosen, Junkies und Alkis, die das Bonner Loch zu ihrem Wohnzimmer gemacht haben, das wir von ihnen zeitweise als Bühne ausleihen. Das Bonner Loch ist Zielscheibe von Stadtplanern und Lokalpolitikern, Experimentierfeld für Sozialwissenschaftler und Strategen für öffentliche Ordnung, die fragen: Was soll eine Gesellschaft gegen die Massierung von Obdachlosen, Junkies, Alkis tun? Wir fragen: Was soll eine Gesellschaft für Obdachlose, Junkies, Alkis tun? So bespielen wir den Ort nicht eigentlich, sondern maskieren ihn bis zur Kenntlichkeit. Nicht welches Rheingold wohl im Bonner Loch versenkt wurde, sondern...