Bilder im Takt eines Textes
Burhan Qurbani leuchtet mit innovativer Besetzung die Spielräume des Shakespeare’schen Stoffes aus
Assoziationen: Kritiken Dossier: Bühne & Film
Erschienen am 8.5.2025
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„Betrogen durch Geburt, um jeden Vorteil. Verformt. Unfertig. […] Hunde bellen, trifft mein Schatten sie. […] [Und] weil ich nicht frei durch diesen Frieden torkeln kann, bleibt mir nur, das Ungeheuer zu mimen. Mit mir wird’s keine Ehe geben“ – Kenda Hmeidan, ehemaliges Ensemble-Mitglied des Maxim Gorki Theater Berlin, schaut uns durch einen Badezimmerspiegel in die Augen, während sie diese Zeilen spricht. Sie spielt die Protagonistin in Burhan Qurbanis neuem Film „Kein Tier. So Wild“ – einer Dramen-Adaption von William Shakespeares „Richard III.“, der bei der Berlinale Premiere feierte und jetzt in die Kinos kommt. Die Zeilen, die Hmeidan in dieser Einstellung spricht, sind eine Abwandlung der ersten Szene des Ersten Aktes. Doch obwohl sich der Text scheinbar nah am Original bewegt, spielt Hmeidan hier nicht Shakespeares Titelfigur; sie spielt Rashida York, die als junge Anwältin und Teil einer arabischen Großfamilie in einen Berliner Bandenkonflikt verstrickt ist. Um diese künstlerische Setzung des Regisseurs – bekannt durch seinen 2020 mehrfach ausgezeichnete Filmadaption „Berlin. Alexanderplatz“ – hinreichend entschlüsseln zu können, hilft ein Blick auf die historische Figur von Richard III. Aus den Geschichtsbüchern ist uns bekannt, dass er von 1483 bis zu seinem Tod in der Schlacht von Bosworth der letzte englische...
Erschienen am 8.5.2025