Dinslaken: eine kleine Stadt am Niederrhein, nordwestlich von Oberhausen, schon fast an der Grenze zu Holland. Der Bahnhof ist noch in Betrieb, die meisten Kneipen in seiner Umgebung aber sind geschlossen. Eine davon, das Bräustübl, schließt erst nächstes Jahr. Ein Unikum, beseelt von einem gemütlichen Wirt, einer verwinkelten Architektur und einer einladenden Rundtheke, an der sich einst die Malocher ihr Feierabendbierchen zapfen ließen; der Zigarettenrauch vergangener Tage hängt noch in der Luft. Die Burghofbühne Dinslaken spielt hier „Dreck“, ein zwanzig Jahre altes Stück von Robert Schneider um einen arabischen Rosenverkäufer, der sich, englisch, Sad nennt. Der Text ist entstanden, als in Rostock und anderswo die Unterkünfte von Asylbewerbern brannten. „Dreck“ ist ironiesatt – eignet sich so etwas als Jugendstück? Die Probe aufs Exempel fällt schwer, an diesem frühen Abend sind kaum Jugendliche im Publikum. Der Spielort ist das Bühnenbild. Die Regieassistentin spielt Akkordeon, ein anderer Assistent gibt sein Regiedebüt, Carlo Sohn legt sich als Sad mächtig ins Zeug, und Christoph Bahr, der zweite Schauspieler, tritt als Wesselow aus der Bierfassluke unterm Tresen auf. Nach 55 Minuten (einschließlich Bewirtungspause) ist alles vorbei.
Landesbühnen sind polymorphe Gebilde, eigenartige Hybride aus Kunst und Kommerz. Wie in einem Versandhauskatalog sind die Stückebeschreibungen in den...