Repräsentation in Ruinen / La representación en ruinas
Erschienen in: ¡Adelante! – Iberoamerikanisches Theater im Umbruch / Teatro Iberoamericano en tiempos de cambio (02/2017)
Assoziationen: Südamerika
Das argentinische Theater war schon immer ein politisches. Selbst da, wo die Geschichten, die es erzählt, nicht unmittelbar aktuelle Themen aufgreifen, sorgen die Produktionsbedingungen (Marginalisierung, Kollektive, völlige Freiheit) und der Mangel an (öffentlicher oder privater) Vermittlung dafür, dass das Theater der adäquate Ort ist, um jenes falsche Bild zu entlarven, das die Mächtigen uns als „Realität“ vorgaukeln.
Bei einem Theaterforum vor dreizehn Jahren in Wien wurden Teilnehmer aus verschiedenen Ländern gebeten, eine einzige Frage zu beantworten: Was ist „real“? Unter den Gästen – Autoren aus Russland, Palästina und Nationen, die es nicht mehr gibt, – repräsentierte ich das Opfer einer verheerenden Krise. Die Finanzkatastrophe vom Dezember 2001 wurde zur klassischen Referenz der europäischen Vorstellungswelt, und da man sich in Argentinien in allen möglichen neoliberalen Experimenten versucht hatte, waren diejenigen, die über die fatalen Folgen Bericht erstatten konnten, sozusagen als entfesselte, wütende Kassandras, gern gesehene Botschafter auf internationalem Parkett.
Ich unternahm damals nicht einmal den Versuch, die argumentative Logik des Debakels zu erläutern, und ebenso wenig will ich das heute tun. Vielmehr beschränkte ich mich darauf, die wichtigste Bedingung für das „Reale“ in unserem Land zu beschreiben: den Legoeffekt beziehungsweise die mediale Konstruktion des „Realen“ aus vorgefertigten Bausteinen. Am Ende meines...