Ich hatte schon als Kind diesen Traum, die Welt zu verändern. Und als Schwarzer immer die Vorstellung, die Wahrnehmung der Menschen zu verändern. Die Veränderung der Wahrnehmung ist die Grundlage für die Veränderung der Wirklichkeit“: Transformation ist die zentrale Motivation für den 1955 in einem Armenviertel von São Paulo geborenen Performer, Choreografen und Festivalgründer Ismael Ivo gewesen, der den eigenen Körper zum Medium seiner Emanzipation aus sozialer und politischer Diskriminierung gemacht hat. Was er auf seinem Weg über New York, Berlin, Wien und Venedig, über Weimar und Stuttgart transformiert, verarbeitet und bewegt hat, erscheint von heute aus gesehen kaum fassbar in seiner Dynamik und Vielfalt. Wichtig ist es, an seinen Ausgangspunkt zu erinnern, an die engagierte schwarze Befreiungsbewegung in Brasilien, die das Theater, die Literatur und die Wissenschaften einsetzte als Medien der Revolte, als zivile Widerstandsbewegung gegen Ungerechtigkeit, Rassismus und Diskriminierung. Prägend für ihn war die Zusammenarbeit mit Aktivistinnen und Aktivisten sowie Künstlerinnen und Künstlern wie Tereza Santos oder Abdias do Nascimento, Menschen, die ihre afroamerikanische Geschichte als politischen Auftrag verstanden und den alltäglichen Rassismus in der brasilianischen Gesellschaft scharf kritisierten. Diesen gesellschaftskritischen Ansatz hat Ismael Ivo sowohl in seinen Choreografien als auch in seiner institutionellen Arbeit niemals aufgegeben.
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