Im April, als alle Festivals vom Theatertreffen bis zur Ruhrtriennale abgesagt waren, machten sich der Künstlerische Leiter des Kunstfestes Weimar, Rolf C. Hemke, und sein Team daran, das Programm ihres Mehrspartenfestivals grundlegend neu zu konzipieren. Großveranstaltungen waren aufgrund von Corona auch in Thüringen bis Ende August generell nicht mehr möglich. Aber könnte das Kunstfest nicht mit kleinteiligerem Programm und einem großen Open-Air-Anteil stattfinden? Und wie könnte man auf die Situation inhaltlich reagieren? Würde am Ende diese Festival-Ausgabe als erstes echtes Festival der Corona-Ära in Deutschland zählen?
Tatsächlich gab es für den Start des Kunstfestes Weimar mit nahezu sechzig Programmpunkten pünktlich zum Auftakttag sogar eine Sondergenehmigung der Landesregierung: Es handele sich beim größten Festival Thüringens zwar um eine Großveranstaltung, aber die ersten Tage seien mit Freiluftaufführungen und Vernissagen in Räumen mit kontrollierter Besucherzahl möglich. Kunstfest-Leiter Hemke verband seine Erleichterung darüber mit einer kämpferischen Ansage: „Wir wollen es als Zeichen verstanden wissen, dass die Kultur noch da ist. Und dass wir uns nicht unterkriegen lassen.“
Zwei aufwendige Bühnenproduktionen – die Uraufführung der Oper „Electric Saint“ von Stewart Copeland und Jonathan Moore sowie Amir Reza Koohestanis Adaption von Anna Seghers’ „Transit“ – wurden ins nächste Jahr verschoben. An ihrer Stelle gingen eilig Stückaufträge...