Sodja Lotker, Franz Kafka, der berühmte Sohn Prags, beschrieb in seiner Kurzgeschichte „Der Bau“ eine ganz besondere Art von Architektur: Ein Dachs arbeitet paranoid daran, seine Höhle von der Außenwelt abzuschotten, da er glaubt, dass bald Feinde eindringen werden. Das Motto der Prag Quadriennale (PQ) 2015 besagt das genaue Gegenteil: „Shared Spaces“. Bühnenarchitektur als Kunst, Orte zu entwerfen, an denen Menschen Räume teilen können. Das ist angesichts der derzeitigen Flüchtlingsdiskussion natürlich ein hochaktuelles politisches Statement.
Ja, ganz genau. Unsere Welten schotten sich immer mehr ab. All die bürokratischen Einschränkungen im Namen der Sicherheit. Die Leute werden nicht nur individuell eingeschränkt, sie werden „gegeneinander“ eingeschränkt, getrennt durch künstlich induzierte Angst. Das ist wirklich sehr unheimlich.
Die PQ ist ein internationales Event, und diese Offenheit, die das Motto bietet, ist für uns die einzige Möglichkeit, eine Quadriennale dieser Größe zu organisieren. Ich weiß nicht, wie und was die Kollegen aus China denken. Ich weiß nicht, wie und was die Taiwanesen denken. Man kann eine solche Veranstaltung nicht komplett durchkuratieren. Man muss die Kontrolle ein Stück weit abgeben und schauen, was die anderen sagen. Also wortwörtlich: geteilte Räume schaffen. Das ist für mich einer der politischsten Aspekte des Theaters. Während der PQ hörte...