Die Britin Shelagh Delaney – ihr Vorname verweist auf irische Wurzeln – war erst 19 Jahre alt, als ihr Stück „A Taste of Honey“ 1958 in Manchester zur Uraufführung kam. Der Aviva Verlag, der das Stück nun neu publizierte, übersetzt den Titel nicht; in Deutschland kam die preisgekrönte Verfilmung von Tony Richardson wie auch die Inszenierung von Peter Zadek (St. Pauli Theater Hamburg 2006) unter dem Titel „Bitterer Honig“ heraus. Mit ihrem Werk reihte sich die junge Autorin gewissermaßen in die Riege der „zornigen jungen Männer“ (John Osborne, Harold Pinter) ein, und keineswegs nur als „feministische Fußnote“, wie der Übersetzer und Vorwortverfasser Tobias Schwartz schreibt.
Was an dem Text hervorsticht, ist indes weniger viriler Zorn als eine einfühlsame, durchaus humoristische Zeichnung der fünf Figuren, die wie ihre Autorin dem Arbeitermilieu von Salford, einem Vorort von Manchester, angehören. Da ist der Teenager Jo, die von einem schwarzen Matrosen geschwängert wird; ihre eigensüchtige Mutter Helen, die sich voller Illusionen einem viel jüngeren, bemittelten Mann an den Hals wirft; und schließlich Geoffrey, ein Homosexueller, der sich liebevoll um Jo kümmert – entschieden die sympathischste Person in diesem Ensemble sozialer Außenseiter. Mithilfe kräftiger, sarkastisch gefärbter Dialoge lässt Delaney die Figuren in einem Schmelztiegel, einer...