„Film ist wie ein Kriegsschauplatz“, sagt Hollywood-Regisseur Sam Fuller in Jean-Luc Godards „Pierrot le fou“. Es geht um Emotion, aber auch Präzision. Letzteres allerdings ist mit den Schauspielern an diesem Abend in Hannover nicht zu haben. Kaum stehen Geheimrat Bruckner (Janko Kahle) und Hendrik Höfgen (Silvester von Hösslin) auf Position, latscht – „Kamera läuft!“ – ein Mann mit Römersandalen und Goldumhang in die Szenerie. Wie lange er denn noch als Hermes auf der Hinterbühne im Garten stehen solle, nörgelt Günther Harder, er sei ja gar nicht im Bild. Der Regisseur (Rainer Frank) fasst sich leidend an die Stirn. Er möge doch bitte wieder nach hinten gehen, jeder auf seine Koordinaten! Harder dampft murrend wieder ab – nur um wenig später mit gereckter Hermes-Faust erneut die Szene zu okkupieren.
Milan Peschel hat am Schauspiel Hannover mit „Mephisto“ nach Klaus Mann das Schauspielerdrama schlechthin inszeniert. Im Zentrum dieses Romans steht der Provinzschauspieler Hendrik Höfgen, den Klaus Mann als unverkennbares Double seines früheren Schwagers Gustaf Gründgens durch Furcht und Elend des Dritten Reichs treiben lässt. Einst mit dem Traum von einem „Revolutionären Theater“ gestartet, mausert sich dieser unter den Nazis zum Intendanten des Preußischen Staatstheaters in Berlin. Milan Peschel geht diesen Verrat eines...