Vom Bahnhof Döbeln eine halbe Stunde immer die Bahnhofstraße entlang wandernd, stehe ich plötzlich vor einem klassizistischen Theaterbau, dem sich ein avantgardistischer Anbau anschließt. Eine gelungene Symbiose von Alt und Neu, aus Stein und Glas.
Das Gebäude wirkt wie eine Insel der Hochkultur in den Niederungen des Konsums. In Sichtweite ein Tattoo-Studio, ein Billard-Café, eine Tinten-Toner-Tankstation und ein Laden namens Arizona Outlet. In dessen Schaufenster stehen auch Baseballschläger – darunter solche mit unmissverständlichen Aufschriften wie „Good night“. Auf dem Parkplatz auf der Rückseite des Theaters rund um den zugeparkten Schaukasten mit dem Monatsspielplan warten zwei Männer mit einem unangeleinten Kampfhund. Alle drei beobachten mich. All das passt in jedes Klischeebild der ostdeutschen Provinz.
Hier herumzulaufen und Notizen zu machen, kann leicht zu Ärger führen. Schließlich hat die AfD die Medien zu ihrem Hauptfeind erklärt. Sie ist in Sachsen in vielen Orten bereits die stärkste politische Kraft. Im mittelsächsischen Wahlkreis stehen sich CDU und AfD etwa gleichstark gegenüber – oder stehen sie mit Blick auf die Zeit nach der Sachsen-Wahl im kommenden Jahr bereits als eine rechte Allianz auf dem Sprung? Die CDU-Spitze dementiert zwar ein Zusammengehen mit der AfD, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ebenso, andere in der Partei sagen anderes:...