Postkolonial-transkulturelle Vorbotin? Die Fiebach’sche Theatralität
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Assoziationen: Joachim Fiebach
Eine der ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, die verschiedene Theaterkulturen auf neue Art und Weise vergleicht, ist Joachim Fiebachs Die Toten als die Macht der Lebenden, das 1980 im Ostberliner Hentschel-Verlag erschien. Wie schon an anderer Stelle in „Die wiederentdeckte Theatralität: Eine Rückbesinnung auf die Toten als die Macht der Lebenden“171argumentiert, verknüpft Fiebach afrikanisches und europäisches Kunstschaffen, ohne dass ein System das andere dominiert. Er agiert so auf eine äußerst postkoloniale Weise, ohne dies selbst so zu benennen oder sich zu verorten. Um diese Besonderheit in Fiebachs Arbeiten zu verdeutlichen und das Potenzial des Theatralitätskonzepts für Verhandlungen von Vielfalt im und durch Theater abzuleiten, lohnt ein erneuter Blick auf sein Werk. Auch Jörg Bochow sieht in Die Toten als die Macht der Lebenden eine wichtige theoretische Grundlage für Fiebachs Verständnis von Theatralität:
Der Kern der Fiebach’schen Theatertheorie aber erschien früher und gleichsam versteckt in seinen Texten über das Theater in Afrika, gebündelt in Die Toten als die Macht der Lebenden. Zur Theorie und Geschichte von Theater in Afrika. Darin gibt es so an die vierzig dichte Seiten, die eine Theorie historischer Theatralität ausmachen, wie sie überraschender kaum sein konnte. Aus dem Beobachten theatraler Prozesse in afrikanischen Ritualen, Spielen...