Pjotr Pawlenski: Der bürokratische Krampf und die neue Ökonomie politischer Kunst.
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Wladimir Velminski, Merve Verlag, Berlin 2016, 128 S., 12,00 EUR.
Pjotr Pawlenski / Wladimir Velminski: Gefängnis des Alltäglichen. Matthes & Seitz, Berlin 2016, 135 S., 12,00 EUR.
Pjotr Pawlenski: Aktionen.
Herausgegeben von Ilya Danishevsky und Wladimir Velminski, ciconia ciconia Verlag, Berlin 2016, 152 S., 26,90 EUR.
Über die Möglichkeit und Notwendigkeit von Kunst in Diktaturen ist viel – man kann sagen: hinreichend viel – gesagt und geschrieben worden. Der Vorwurf, Russland habe sich in einen despotischen Staat verwandelt, ist populär, vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen; doch schwingt bei dieser Anschuldigung stets auch politisches Kalkül mit. Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski meint es ernst, wenn er seine Kunst als dringliche Intervention gegen einen unterdrückerischen Machtapparat versteht, allerdings aus einem anderen Bewusstsein heraus: Ihm ist jede Form von Machtausübung eine nicht hinzunehmende Freiheitsbeschneidung. Seine Arbeiten macht es umso spannender, dass er nicht affirmativ das System der westlichen Demokratien als Utopie für ein neues Russland verkauft.
Seine überaus bildmächtigen, sehr körperlichen Aktionen, vom Zunähen des eigenen Mundes bis zum Anzünden der Tür vom Sitz des russischen Geheimdienstes FSB (siehe auch TdZ 02/2016),...