stück labor basel

Erinnern als Schreibprozess

Der Autor Wolfram Höll über sein neues Stück „Vom Verschwinden vom Vater“ und seine Entscheidung gegen einen Stückabdruck im Gespräch mit Simone von Büren

von Wolfram Höll und Simone von Büren

Erschienen in: Theater der Zeit: Hasta la vista – Bierbichler, Fiebach, Kuttner, Quiñones, Vanackere. Ein Brennpunkt zur Neubesetzung der Berliner Volksbühne (06/2015)

Assoziationen: Dramatik Schweiz

In Wolfram Hölls neuem Stück „Vom Verschwinden vom Vater“ geht es um das Sterben des Vaters, um sein Wegsein schon im Leben. In einem poetischen Erinnerungspatchwork zeigt der Autor Splitter dieses Vaters durch die Augen eines Ichs in unterschiedlichen Lebensphasen: als kleiner Sohn, als erwachsener Sohn, als Vater eines eigenen kleinen Sohnes.

Wolfram Höll, beim Lesen Ihres Stücks fallen sofort die verschiedenen Schriften – Handschrift, Schreibmaschinenschrift, iPhone-Typografie – und die Klammern und handgeschriebenen Randbemerkungen auf.
Dieses spezifische Erscheinungsbild des Texts ist für mich wesentlich. Die verschiedenen Schriften entsprechen verschiedenen Realitäts- und Schreibebenen, die nie eine Einheit bilden werden und sich deshalb schon im Schriftbild voneinander unterscheiden sollten. Die auf der Schreibmaschine getippten Teile sind Variationen von Besuchen beim Vater auf dem Land, die eine sehr ähnliche Dramaturgie haben und mit ähnlichen Mitteln arbeiten. Die handschriftlichen Teile eröffnen einen ganz anderen Raum, eine Art Schlafzustand. Die Klammern setzte ich anfangs, wenn ich nicht sicher war, ob ich etwas drin haben wollte. Dann ließ ich sie als Verständnishilfen für die Schauspieler stehen. Unterdessen gehören sie dazu.

Ist Ihre Darstellung also als „typografische Regieanweisung“ zu verstehen?
Vielleicht nicht direkt eine Regieanweisung. Aber sie gibt auf jeden Fall einen Klang vor und weist darauf...

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