3 Theater und Dispositiv
von Florian Evers
Erschienen in: Recherchen 139: Theater der Selektion – Personalauswahl im Unternehmen als ernstes Spiel (11/2018)
Auch das Theater wurde und wird als ein ästhetisches Dispositiv beschrieben – als ein Arrangement aus Architektur, Diskurs, Blickstrukturen und Machtrelationen, in das Subjekte auf die jeweils spezifische Weise des ästhetischen Ansatzes eingebunden sind. Das Theater ein Dispositiv zu nennen, wäre an sich kein Novum. Jedoch relevant für die Dispositivanalyse der erweiterten Personalauswahlverfahren des Theaters in Unternehmen sollen im Folgenden nicht zuletzt auch Erkenntnisse und aufgeworfene Fragestellungen der vorangehend dargelegten Apparatustheorie und des medienwissenschaftlichen Diskurses sein: Wie lässt sich ein ästhetisches Dispositiv in Immanenz zu nächsthöheren Dispositiven analysieren? Inwieweit stellen die Ästhetik des Kinos und die Macht-, Wissens-, Realitätsund Subjekteffekte, die diese Ästhetik hervorbringt, zwei Seiten derselben Medaille dar? Nach der Apparatustheorie sind die Subjekt- und Machteffekte der Ästhetik des Kinos – nicht jedoch des einzelnes Films – selbst untrennbar mit dem Mikrodispositiv der Filmvorführung verflochten. Weder kann von Instrumentalisierung, Manipulation durch die Macht noch von ideologischer Aufladung gesprochen werden: Die ‚Naturalisierung‘ der Renaissance-Zentralperspektive, der dunkle Raum, die Montage sind spezifischen Kinoästhetiken noch vor der politischen Botschaft eines einzelnen Films vorgängig inhärent, wenn auch artifiziell hervorgebracht. Lässt sich auch das Theater so beschreiben? Was sind Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede dieser ästhetischen Dispositive?
Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang zudem,...