Marta Górnicka, Sie haben nach Ihren bisherigen Chorarbeiten mit „Hymne an die Liebe“ den Chor noch einmal erweitert, auf der Bühne sind zum Beispiel afropolnische Darstellerinnen und Menschen mit Down-Syndrom, insgesamt also eine noch breitere Fassung der Gesellschaft Polens, aber auch Kuscheltiere. Warum gerade Stofftiere?
Angesichts der Absurditäten der politischen Realität in Europa schien es mir einleuchtend, dass sich von der Bühne aus nur ein Chor von Stofftieren über die Zukunft äußern kann. Die Gemeinschaft von Menschen und Stofftieren ist in dem Stück natürlich bedeutsam. Die Stofftiere sind Experten für Terrorismusbekämpfung, für die Probleme der modernen Welt, die Gefahren des Fundamentalismus und die Katharsis im Theater. Der Menschenchor bleibt bei immer mehr Problemen stumm. In „Hymne an die Liebe“ erschaffe ich einen „Chor der Polen“, eine radikal-demokratische Gemeinschaft auf der Bühne, in der es auch ein Kind, ältere Menschen, Amateure und Menschen mit Down-Syndrom gibt. Sie alle gehören dazu: sie zitieren und verarbeiten die Hasssprache und die des Ultrakatholizismus; sie singen patriotische Lieder, Auszüge aus Nationalopern und skandieren wütend und ekstatisch Teile der polnischen Nationalhymne. In dem Stück gibt es also ständig eine extreme Spannung zwischen dem Bild – einer Fantasie über menschliche Größe und Vielfalt – und der zitierten...