Tschechow arrangiert lauter unglückliche Gestalten, denen im Leben nicht geholfen werden kann. Mit der Wut der Verzweiflung leben sie ein Leben, das sie nicht leben möchten, und lieben Menschen, die sie nicht lieben möchten. Das ist naturgemäß zum Lachen und zum Weinen.
Schauplatz ist das von Wanja und seiner Nichte verwaltete Landgut in der Provinz. In Darmstadt erscheint es als abgewohntes Hotelfoyer mit gräulich-grünem Teppichboden im sozialistischen Retrocharme. Rechts führt eine Treppe in die oberen Etagen, ganz hinten eine nach draußen und links eine sonst wohin. Das bei Tschechow-Inszenierungen unvermeidliche Birkenwäldchen spiegelt sich auf dem Bezug des Sitzmobiliars hübsch wider. Auf einer Anrichte führen Samowar und Espressomaschine eine friedliche Koexistenz, während sonst an diesem Abend das Neue meist als Frontalangriff auf das Alte gewertet wird.
Aus Onkel Wanja hätte richtig was werden können, meint dieser. In Darmstadt spielt ihn Thomas Meinhardt als überaus vitales Enfant terrible, das sich kleidet und gebärdet wie ein Clown. Wächst Wanja mal wieder alles über den Kopf, schiebt er sich eine rote Nase ins Gesicht. Solche rote Nasen schiebt auch Regisseur Moritz Schönecker dem Stück ins Gesicht. Etwa in Form von Musik, die Levi Raphael auf und neben der Bühne präsentiert. Mal tönt Elektropop herauf,...