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Trouble um das Bundesverdienstkreuz für Tobias Morgenstern
Erschienen in: Theater der Zeit: Oliver Bukowski: „Warten auf’n Bus“ (01/2022)
Assoziationen: Brandenburg Akteure Debatte Theater am Rand
Eigentlich sollten Tobias Morgenstern und Thomas Rühmann, Gründer und Organisatoren des Theaters am Rand in Zollbrücke, in diesem Herbst mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden. Kurz vor der Zeremonie wurde die Ehrung aber zurückgezogen. Offizielle Begründung: Die Ordenswürdigkeit von Morgenstern sei nicht mehr gewährleistet. Das wirft Fragen auf: Danach, wie ordenswürdig künstlerisches Tun überhaupt zu sein hat und wie viele Kontroversen eine Gesellschaft aushalten kann und sollte.
Dem Theater selbst sieht man die Affäre nicht an. Der alte Oderkahn, der manchmal als Theaterkulisse dient, rostet gelassen weiter vor sich hin. Das Publikum strömte wie gewohnt zur Aufführung der allerersten Operette des Theaters in den unter Nachhaltigkeitsaspekten konstruierten Theaterbau. In „Das heißbegehrte Haus“, Libretto vom Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel, Komposition von Morgenstern, stand Morgenstern auch auf der Bühne. Die Finger glitten wie gewohnt über die Tasten des Klaviers und die Tasten und Knöpfe des Akkordeons. Rühmann saß im Zuschauerraum.
Dennoch ist nicht alles wie immer. Die Bundesverdienstkreuzdebatte hat zu einem Riss zwischen den Partnern geführt. „Wir haben uns entschieden, nicht mehr gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Das bedeutet auch, wir spielen vorerst unser Repertoire nicht mehr“, erzählt Morgenstern Theater der Zeit.
Die Ursache der Entfremdung kann man auf Ende September datieren....