Plot? Figuren? Nicht mit mir! Es gehört zu den magischen Phänomenen der gegenwärtigen Theaterszene, dass aus Jelinek-Texten Theateraufführungen werden. Dies ist das Verdienst gar nicht so weniger Regisseurinnen und Regisseure, aus den Prosatexten mit ihren viel zu langen, umständlichen Sätzen, ihren ironisch gebrochenen Empörungskaskaden, aber auch Redundanzen, Kalauern und Idiosynkrasien Szenen und Figuren zu formen. „Zweihundert Frauen aus einem burgenländischen Triumph-Miederwerk“, (die entlassen wurden), „die tun mir besonders leid.“ Gehört so etwas in einen Theatertext, wenn es sich nicht um Figurenrede handelt? Das „mir“ in diesem Statement ist Königin Jelinek, sie verfügt über die einzige Rolle im Text, und dass sie zuverlässig Empathie für die Opfer dieser Welt empfindet, ist nobel – schließlich ist sie ja auch Nobelpreisträgerin (um auch mal zu kalauern).
Doch genau dies zeichnet eben die besagte Theaterszene (oft) aus: auch die irrsinnigsten Herausforderungen und Zumutungen anzunehmen und (gerade) daraus gelegentlich beeindruckende Theaterabende zu generieren. So beispielsweise am Düsseldorfer Schauspielhaus bzw. in der Ausweichspielstätte Central, wo „Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!)“ von Jan Philipp Gloger brillant uraufgeführt wurde. Der Titel knüpft an das 2012 für die Münchner Kammerspiele entwickelte „Die Straße. Die Stadt. Der Überfall“ an, auch im jüngsten Werk ist der „Aufhänger“,...