Mit der Eroberung und Ausplünderung Mittel- und Südamerikas begann der systematische Kolonialismus Ende des 15. bzw. Anfang des 16. Jahrhunderts. Gegen die These, dass die physische Mobilität, die Europa zur Landnahme in nahezu bevölkerungslosen Regionen führte, den Aufstieg des Westens initiiert habe, setzt Stephen Greenblatt trocken nur ein Beispiel: Demografen schätzen, dass auf Hispanialo, den Inseln, auf denen die Spanier 1492 landeten, sieben bis acht Millionen Menschen lebten. Aufgrund der Versklavung, der Verwüstung der Landwirtschaft und vor allem der eingeschleppten Epidemien im Zuge der Inbesitznahme reduzierte sich diese Bevölkerung 1501 auf ca. 700 000, und 1512 auf 28 000. Europäische Beobachter hielten das damals für ein Zeichen von Gottes Entschlossenheit „to cast down the idolaters and open the New World to Christianity“.159 Die in Mexiko und von den Inkas geraubten riesigen Goldschätze und die Ausbeutung der Silberminen, in denen wahrscheinlich Millionen Indigene zugrunde gingen, waren die ökonomische Grundlage für Spaniens Jahrzehnte anhaltende Machtstellung und ein wesentlicher Faktor für die Kapitalbildung in Europa. Nach dem Fall der Aztekenhauptstadt Tenochtitlán 1521 wurden für die Spanier in den Silberminen zu Millionen tätige Indigene durch Zwangsarbeit buchstäblich massakriert. Das Grauen hatte System. Ein zeitgenössischer Bericht beschrieb die zehn Plagen (Gottes), mit denen die...