Zwanzig Jahre alt ist Hans-Thies Lehmanns Baby dieses Jahr geworden. An sein Geburtsgewicht, seine Größe und Seitenanzahl erinnert sich Karlheinz Braun vom Verlag der Autoren noch genau. Er hatte die Ehre, als jemand, der die Entbindung miterlebt hat, eine der Eröffnungsreden des Symposiums „Postdramatisches Theater weltweit“ in der Berliner Akademie der Künste zu halten – und machte dabei von Anfang an deutlich, worum es hier geht: eine Geburtstagsfeier. Nichts anderes war die Veranstaltung, auf der man für zwei Tage zusammenkam, um den Einfluss des Buches „Postdramatisches Theater“ auf die weltweite Theaterlandschaft zu zelebrieren.
Zu insgesamt fünf Panels waren Gäste aus der künstlerischen Praxis und der Theaterwissenschaft geladen. Es wurde viel geredet, aber nur wenig diskutiert. Viel Zeit wurde eingeräumt für Beschreibungen der eigenen Arbeiten der Panelisten, deren Positionen sich weitgehend überschnitten. Ein wichtiges Merkmal des postdramatischen Theaters, der Diskurs, und damit Reibung, fehlte leider. Einstimmigkeit herrschte beispielsweise größtenteils über die politische Wirkungskraft des postdramatischen Theaters. Wie Lehmann selbst reklamiert: „Dadurch, dass ich Ausgebeutete zeige, bin ich noch lange nicht politisch.“ Es gehe nicht um das Gezeigte, sondern um dessen Wahrnehmung. Nicht das Theater sei politisch, sondern dessen Struktur. Und in der Struktur sei es wichtig, den weltweit die freie Kultur...