Anderssprachigkeit als Ausdruck für das Erfahrbar-Werden von Sprache, die vom Anderen, vom Fremden herkommt, lässt sich auf die dem Sprechen und Schreiben eingetragene Differenz beziehen, immer schon von der »eigenen« Sprache entfernt zu sein, von ihr scheinbar »enteignet« zurückgelassen zu werden und in Bezug auf sie fremd zu bleiben. Theoretische wie literarische Positionen von Jacques Derrida, Gilles Deleuze, Franz Kafka oder Yōko Tawada verknüpfen sich in teils überlagernder, teils divergierender Weise mit dem Anderssprachigen.1 Dabei eröffnet sich das Moment der Anderssprachigkeit in der (schwierigen oder gar schmerzvollen) Konfrontation mit einer neuen, unbekannten Sprachumgebung wie etwa im Fall von freiwilliger oder unfreiwilliger Migration (Tawada) oder im Kontext von ausgrenzender Sprachpolitik und Kolonialismus (Kafka, Derrida). In der Erfahrung des Fremden wird den Sprachlernenden zugleich die bisher selbstverständliche Sprache, sogar das, was ihnen als »Muttersprache« galt, fremd – oder eben anders. Aber auch ohne die Erfahrung eines Sprachwechsels können bestimmte ästhetische Verfahren – wie Deleuze u. a. anhand von Kafkas Schreibweise nachzeichnet – eine derart wahrnehmbare Distanzierung des Einzelnen von »seiner« Sprache bewirken.2 Sprechende, Schreibende wie auch Lesende treten für einen unterschiedlich ausgedehnten Zeit-Raum aus »ihrer« Sprache heraus. Sie werden exophon.3
Wenn sich dieser Beitrag als solcher zu Verhandlungen...