Herrenlose Reisetaschen. Als Installation stehen sie am linken Rand einer abgeklebten Spielfläche in der Garage an der Gaußstraße. Die schlichte Szene setzt ein klares Zeichen: Reisetaschen ohne Besitzer, sie bedeuten in der Regel Evakuierung, Sondereinsatz, Massenpanik. Sie stehen für die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags. In der Inszenierung sind sie deswegen Sinnbild einer diffusen gesellschaftlichen Angst vor dem Fremden, ein Zeichen für Vorverurteilung und Verunsicherung. Jonas Hassen Khemiris Stück macht sich auf die Suche nach dieser schwer greifbaren Panik vor dem Terror. Und der junge Regisseur Anton Kurt Krause braucht nicht viel, um die Geschichte zu erzählen.
Vom Spielfeld aus lässt Amor (Pascal Houdus) einen ferngesteuerten Hubschrauber über den Köpfen des Publikums kreisen. „Verhaltet euch in den nächsten Tagen ru- hig“, empfiehlt er, während er das Spielzeug in einer der Taschen verstaut. „Ich rufe meine Brüder an und sage: Jetzt geht’s los. Haltet euch bereit.“ Seine Brüder, das sind die, die eine ähnliche Geschichte haben wie er, zwei Nationalitäten in ihrer Herkunft vereinen, die mit Migrationshintergrund, wie man das so nennt, aufgewachsen sind. Amor hat Angst. Nicht vor einem Anschlag. Sondern davor, ihn selbst verübt zu haben.
Denn in Stockholm ist eine Autobombe explodiert. Eben noch war Amor betrunken in einem...