Herz in den Fluten oder: Zirkus unter Wasser
von För Künkel und Mirjam Hildbrand
Erschienen in: Zirkuskunst in Berlin um 1900 – Einblicke in eine vergessene Praxis (02/2025)
82 Inszenierungen der Technik Beleuchtungseffekte, Filmprojektionen und: Wasserspektakel! Ab 1890 sind in den Spielplänen der Berliner Zirkusspielstätten Ankündigungen für Wasserpantomimen zu finden. Die erste Inszenierung mit und im Wasser Auf Helgoland zeigte Circus Gotthold Schumann bei einem Gastspiel im Circus Krembser. 1891 feierte dann eine Wasserpantomime im Markthallenzirkus unter Circus Renz, inzwischen Besitzer der Spielstätte, Premiere. In den folgenden Jahren wurden die Wasserpantomimen zum Markenzeichen von Circus Busch am Bahnhof Börse. Über die entsprechende Technologie ist in den Memoiren von Marion Spadoni, zwischen 1945 und 1947 Intendantin des Friedrichstadt-Palasts, folgendes zu lesen: „Die Apparatur für das Wasser hatte Gotthold Schumann aus Paris mitgebracht. Die Sägespäne verschwanden aus der Arena. Ein dicker Kokosteppich bedeckte den Holzboden. Entfernte man den Teppich und senkte den durchlöcherten Boden, gab er das Wasser frei.“ (Spadoni ca. 1994, S. 21)
Diese Beschreibung entspricht jener des Nouveau Cirque, einer 1885 in Paris errichteten Zirkusspielstätte, die ursprünglich so konzipiert war, dass sie im Sommer komplett in ein Schwimmbad umgewandelt werden konnte. Die wasserdurchlässige Manegeplatte dieses Zirkusgebäudes, die während des trockenen Teils der Aufführung mit einem Kokosteppich bedeckt war, ließ sich binnen weniger Minuten mittels eines hydraulischen Getriebes in das darunterliegende Wasserbecken absenken. Nach der Transformation wurden dem Publikum...