Oliver Kranz: Die Karre ist im Dreck. Natürlich interessiert jeden, wie es weitergeht. Wir reden jetzt aber nicht über die Zukunft, sondern über den „Mythos Volksbühne“. Von Annett Gröschner habe ich gehört, dass ihre erste Erfahrung mit der Volksbühne schon in den frühen 1980er Jahren war, „Macbeth“ von Heiner Müller. Das war eines der Theatererlebnisse, die ihr in Erinnerung geblieben sind. Warum ist das so?
Annett Gröschner: Jeder hat ja sein eigenes Berlin und mein Berlin ist auch durch dieses Gebäude der Volksbühne beschrieben. Daher war es im letzten Jahr ziemlich furchtbar, daran vorbeizugehen. Für mich war die Volksbühne von Anfang an, als ich nach Berlin kam, der Ort, an den ich auch regelmäßig gegangen bin – nicht so intensiv zwischenzeitlich, weil es in der Geschichte der Volksbühne immer Atempausen gab, in denen eigentlich nichts passierte, in denen das Theater auch nicht gut war. Aber der „Macbeth“ 1982 war einfach so ein intensives Theater, das sich eben danach an der Volksbühne auch weiterentwickelt hat. Ja, diese ungeheure Energie! Es war damals auch eine Corinna Harfouch, die hochschwanger die Lady Macbeth gespielt hat und damit eine Vorgabe für Theater geliefert hat. Das ist sozusagen das Urerlebnis für gutes Theater, das ich...