„Ich mag nicht weiter!“, lautet des Titelhelden erster Satz an diesem Abend. Joachim Meyerhoffs Danton wird ihn noch etliche Male gebetsmühlenhaft wiederholen. Derweil kreist in seinem Rücken die Drehbühne. Bei Jan Bosse, so wird sich bald herausstellen, versinnbildlicht sie weniger das Räderwerk der Französischen Revolution, das massenweise Menschen zermalmt; eher ein Mahlwerk der Zeit, das Stunden in Staub verwandelt, der den Menschen zwischen den Fingern zerrinnt. Das Wort „Revolution“, so klärt das Programmheft auf, meinte ursprünglich nicht die politische Umwälzung; zuerst tauchte es in der Astronomie auf, wo es die Umdrehung der Himmelskörper um die eigene Achse bezeichnete. Es ist diese Revolution, die Bosses Wiener Danton zermürbt hat: die gleichförmige, man könnte auch sagen gleichgültige Rotation einer Welt, die sich nicht drum schert, was die Menschen auf ihr treiben.
Um Politik geht es Danton hier folglich schon lange nicht mehr. Entsprechend angewidert spuckt Joachim Meyerhoff das Wort aus: „Politik!“ Was für eine sinnlose Zeitverschwendung! Trotz fortgeschrittener Desillusionierung rafft er sich regelmäßig auf, mehrere Runden gegen die kreisende Drehbühne anzurennen. Ein letztes Aufbäumen!? Wohl kaum. Wahrscheinlicher steckt dahinter die Absicht, sich restlos lebensmüde zu rennen. Doch es ist vertrackt: Mit der Lebensenergie ist Meyerhoffs Danton offenbar auch die Kraft abhandengekommen, sein...