Gespräch
Was macht das Theater, Bert Wrede?
von Gunnar Decker und Bert Wrede
Erschienen in: Theater der Zeit: Robert Wilson: Göttliche Monster (03/2014)
Assoziationen: Dossier: Was macht das Theater...?
Herr Wrede, Sie haben in den 1980er Jahren an der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ studiert. Hatten Sie da schon im Hinterkopf, einmal für das Theater zu komponieren?
Der Bereich Tanz- und Unterhaltungsmusik an der „Hanns Eisler“ war in gewisser Weise ein Auffangbecken für oppositionelle Geister. Durch das Studium bekam ich Kontakt zu Autoren. Der Autor Leonhard Lorek gründete eine Band. Viele der Autoren, die ihre Texte im Schaden (eine illegale Künstleredition, Anm. d. Red.) veröffentlichten, hatten eigene Bands. Sascha Andersons Band hieß Fabrik. Unsere Band hieß Teurer Denn Je. Die Verbindung zwischen Musik und Literatur, Theater, Malerei und Fotografie war in dieser Szene sehr groß. Der Autor Ulrich Zieger hat Ezra Pound übersetzt, und wir haben ein Literatur-Musik-Projekt gemacht. Im Prinzip war das eine Art Hörstück. Ähnlich wie Heiner Müllers „Der Mann im Fahrstuhl“ von Heiner Goebbels, was mich damals ungeheuer beeindruckt hat. Sonst spielte ich in dieser Zeit vor allem Jazz, das war nicht so offensiv politisch, bot viele Freiräume.
In gewisser Weise standen Sie dann also in der Tradition jenes berühmten Projekts Lyrik – Jazz – Prosa, das Josh Sellhorn in den 60er Jahren initiierte und das heute immer noch läuft?
Ja, aber das fand...