Generatives Kopftheater mit demokratischem Design?
Ein Erklärungsversuch
von Peter Zizka und Christoph Maurer
Erschienen in: Power of Diversity – The Crossing Lines Project (06/2018)
Assoziationen: Freie Szene Europa Akteure Aktionstheater PAN.OPTIKUM
Das „Crossing Lines Project“ verfügt über eine Vielzahl inhaltlicher und geografischer Positionen, an deren Schnittpunkten eine ebenso diverse Bühnenaktion stattfindet. Der Nukleus der Aktion, PAN.OPTIKUM, ist zudem eine bedeutungsschwangere Wortkonstruktion: Laut Thesaurus rangeln hier Begriffe wie Synthese, Zusammenschau, Zusammenfügung und Vermittlung um die Wette. Für Gestalter, die schon früh den Satz „Design ist nicht demokratisch“ als DNA mit auf den Weg bekommen, ist die Suche nach einer passenden Strategie zur kollektiven Erstellung eines Aktionsreliktes folgerichtig nicht gerade einfach. Ich verstehe deshalb den einen oder anderen, der sich fragt, was denn eine egomane Position von Designern oder bildenden Künstlern im Rahmen eines gemeinschaftlich ausgerichteten europäischen Jugend-Tanz-Theater-Projektes zu suchen hat. Anders als noch in den 1970er Jahren sind gegenwärtig synergetische Innovationen zwischen Bühne und intentionaler Grafik Mangelware. Im Universum der darstellenden Kunst fallen Kommunikationsaufgaben heutzutage in der Regel sehr zweckgerichtet und funktional aus: Die Zeiten, in denen das Grafikdesign von Opern- oder Schauspielhäusern mit experimenteller Typografie und mutigen Bildwelten um die Gunst der Zuschauer warben, scheinen im celebrity- und bildergläubigen Medienzeitalter keine Rolle zu spielen. Doch die visuelle Krise ist auch eine hausgemachte Designsuppe, die durch den Gebrauch von zu viel geschmäcklerischer Gestaltungswürze entstanden ist. Bei vielen ernst gemeinten kulturellen Projekten sieht...