Der Volkskünstler Jegorow
von Oleg Leonidow
Erschienen in: Theater der Zeit: Über den Surrealismus (01/1947)
Assoziationen: Akteur:innen

Wladimir Jewgenjewitsch Jegorow unterzeichnet seine Skizzen fast nie mit seinem vollen Namen. Nur in eine Ecke des Bildes malt er mit prägnanten und schwungvollen Strichen seine Anfangsbuchstaben W. E. (im Russischen beginnt sein Name mit E). Aber auch ohne seine Signaturen kann man ihn meist als den Maler erkennen; so charakteristisch ist sein Pinselstrich, die Komposition und die Farbgebung. Die Eigenart der Kunst Jegorows hat sich von früher Jugend bis heute unverändert erhalten.
Der Künstler wurde 1878 in einer armen Bauernfamilie geboren. Vater und Mutter, aus dem Mzensker Bezirk des Orel-Gouvernements gebürtig, kamen als junge Leute nach Moskau, um sich dort ihr Brot zu verdienen. Die Jegorows nahmen bei dem damals berühmten Zauberkünstler M. W. Lentowski, der in Moskau große Schauvorstellungen inszenierte, eine Stellung an. Seine Feerien und Operetten machten auf die Moskauer durch ihre unerhörte Prachtentfaltung, Phantasmagorien, Lichteffekte und wunderbaren Verwandlungen einen starken Eindruck. All dies betrachtete begierig auch der kleine Wolodja, und diese ersten Bühneneindrücke blieben in der Seele des empfindsamen Knaben haften. Es ist nicht ausgeschlossen, daß seine leidenschaftliche Liebe zur Kunst, sein erstaunliches Gefühl für die Bühne und ihre Möglichkeiten von dieser Zeit herrühren. Die Eltern hatten nicht die Absicht, den Sohn auf den Theaterpfad zu...