Gespräch
Taugenichts und Dienstleistungsunternehmen
Frank Castorf über seine Spätphase als nomadisierender Regisseur im Gespräch
von Tom Mustroph
Assoziationen: Berlin Regie Akteure Frank Castorf Berliner Ensemble
Erschienen am 6.9.2024
Frank Castorf, Sie haben zuletzt in Wien inszeniert, waren in Epidauros und Bayreuth, jetzt arbeiten Sie mal wieder in Berlin, allerdings nicht an der Volksbühne, die Sie jahrzehntelang geprägt haben. Wie geht es Ihnen derzeit als Theaternomade?
Frank Castorf: So habe ich angefangen, und so ende ich. In der DDR sind wir ja so rumgezogen. Und das war eigentlich eine ganz schöne Zeit. Auch später dann Hamburg, Köln, Basel und München. In der DDR war das eben Senftenberg und Anklam. Da lernt man viele Leute kennen und man hat gemerkt, dass das etwas sehr Exklusives ist, über so eine Kunstarbeit, über die Arbeit mit dem lebendigen Körper, ein Abbild der Wirklichkeit zu schaffen. Man merkt auch, dass das vielen Leuten Spaß macht, dass es ein Politikum ist, diese Form von Freiheit zu finden in der Geistes- oder Kunstarbeit. Außerdem war es ja so in der DDR, dass man immer die Chance hatte, verboten zu werden. Da merkt man, dass es nicht nur um so ein Erfolg oder Geldverdienen geht, sondern dass man da den David-Goliath-Effekt hat.
Jetzt ist die Chance, verboten zu werden, ein bisschen geringer, oder?
FC: Ja, ich finde sie noch aussichtsloser. Das liegt auch an der Art...
Erschienen am 6.9.2024
