Vor gut einem Jahr hat der Postbote die bislang letzte Post von A. in einer Fensternische meiner Unterkunft abgelegt. Auf der Postkarte, hergestellt im S. Fischer Verlag Frankfurt, steht mit gelber Schrift auf schwarzem Grund:
„Das Theater ohne Schriftsteller ist ein Theater der Hanswursten.“ Herbert Achternbusch Gelb ist meiner Erinnerung nach eine von zwei Lieblingsfarben des A. Die andere ist blau. Gemischt ergeben sie schwarz.
Theater war nicht das bevorzugte künstlerische Ausdrucksmittel unter den mindestens fünf, derer sich A. bedient hat, um was zu tun und dabei trotzdem nicht zu arbeiten, bevor er sich vor einigen Jahren ins vorfinale Garnichts-mehr-Tun zurückgezogen hat. Zuvor hat er in den circa fünfzig Jahren seines Tuns ein Gesamtwerk aus etwa dreißig Filmen, bis zu dreißig Theaterstücken (von denen weit über die Hälfte aufgeführt worden ist), zahllosen Prosatexten und Romanen und einigen hundert Bildern und Plastiken geschaffen.
Trotz seiner reservierten Haltung dem Theater gegenüber wählte er seine Lieblingsfarben, um mit diesem Satz dem Theater und seinen zurzeit vergessenen Schriftstellern einen letzten, provokanten Rempler zu geben. Aus einer Zeit kommend, in der Dichter im Auftrag ihrer aristokratischen Auftraggeber das Ansehen feudaler Herrschaft zu mehren hatten und nicht zu kritisieren, hatte der Hanswurst die Rolle des Nichteinverstandenen...