Katrin Brack, Sie arbeiten seit 28 Jahren mit Luk Perceval zusammen. Eine so lange Arbeitsbeziehung zwischen einer Bühnenbildnerin und einem Regisseur ist höchst ungewöhnlich. Ihre Bühnenräume entstehen durch Reduktion, verweisen auf Abwesendes; sie weigern sich, „Ausstattung“ zu sein, operieren nicht mit Zeichen, Symbolen, sondern sind sinnlich, generieren Atmosphären und fordern beim Publikum Assoziationen und die Eigenaktivität der Wahrnehmung heraus. Auch Luk Perceval ist dafür bekannt, dass Reduktion, das Prinzip des Wenigen beziehungsweise Weglassens, eines seiner wesentlichen Arbeitsprinzipien ist. Bei der flämischen Inszenierung von „Schlachten!“ in Gent 1997 soll – das haben Sie mir erzählt – der Beleuchter, Enrico Bagnioli, gesagt habt: „Wenn ihr zwei zusammen seid, bleibt nichts mehr übrig. Weniger, noch weniger, noch weniger.“ Doch wurde gerade aus diesem „Weniger“ über die ganzen Jahre eine intensive, sehr produktive Arbeitsbeziehung. Was macht aus Ihrer Sicht das Besondere dieser Zusammenarbeit aus?
Lassen Sie mich nicht mit einem Beispiel aus unserer ganz frühen Arbeitsphase beginnen, sondern mit „Molière“, einem von Feridun Zaimoglu, Günter Senkel und Luk entwickelten Stück, das wir 2007 an der Berliner Schaubühne gemacht haben. Ich habe damals während der gesamten Aufführungsdauer Schnee auf die Bühne fallen lassen. Als Kontrast zur Welt Molières, seinen Stücken und dieser Textfassung wollte ich...