Wer Josef Winkler für das Theater begeistern will, der muss schon in den Wörthersee steigen und auf den Schriftsteller zuschwimmen. Veronica Kaup-Hasler, Intendantin des Festivals steirischer herbst hat es getan, und damit 2015 in Graz mit „Specter of the Gardenia“ den ersten Theatertext Winklers sprichwörtlich an Land gezogen. Das zweite Theaterhaus in Österreich, das einen Text von Josef Winkler auf die Bühne brachte, war nicht das Burgtheater (dessen Auftragswerk an den Autor erst im November Premiere hat), sondern das Landestheater Niederösterreich. Eine Dramatisierung der Erzählung „Roppongi“ erlebte im vergangenen Januar dort in St. Pölten seine Uraufführung. Es wurde ein schöner, kleiner Abend voller pfeilgenauer Sprechakte und gesundem Respekt vor der bildgewaltigen Kraft des Textes, den Regisseurin Julia Jost umgesetzt hatte. Das Landestheater Niederösterreich, seit Anfang der Spielzeit von Marie Rötzer geleitet, war im Fall Winkler also ganz vorne mit dabei. Nicht das einzige Indiz dafür, dass das Haus einen guten Lauf hat.
Das Landestheater hat sich in den letzten Jahren neben Graz und Linz zur drittwichtigsten Landesbühne außerhalb Wiens entfaltet, beginnend vor allem mit der Intendanz von Bettina Hering 2012. Schon deren Vorgängerin Isabella Suppanz setzte wichtige Aufbauarbeit in Gang, darunter einen handverlesenen Gastspielbetrieb, der dann unter Hering exponierte Regiehandschriften...