Faustin Linyekula singt schön und hat eine Holzfigur mit Geschichte im Gepäck, die die großen Themen kultureller Enteignung und Identität plastisch werden lässt. Was aber von seiner Eröffnungsperformance „Banataba“ beim Münchner Spielart-Festival am längsten in Erinnerung bleibt, sind die Gesichter der Menschen in den Lengola-Dörfern des Kongo, aus denen Linyekulas Vorfahren stammen. Kinder und Frauen, deren Namen die Geschichtsschreibung überall auf der Welt unterschlägt – aber auch alte und sehr junge Männer schauen einen an. Aus überlebensgroßen, an die Wand projizierten Fotos sprechen Hoffnungen, Schmerzen und Ängste. Denn im Gesicht sind alle Menschen nackt. Und ein Blick hinein schlägt rascher Brücken als manch interkulturelles Vermittlungsprogramm.
Auch bei Tania El Khourys „Cultural Exchange Rate“ fasziniert ein Gesicht: Es gehört El Khourys Großmutter und ist in einem von zehn Schließfächern zu sehen, in die jeder Besucher nacheinander hineinschaut. Die Künstlerin bebildert und dokumentiert in ihnen die Suche nach einer Geburtsurkunde, die es ihrer halben syrisch-libanesischen Verwandtschaft ermöglichen würde, mexikanische Staatsbürger zu werden. Mitten in diesem Geschichten-Mosaik zeigt ein kleiner Bildschirm das wunderschöne und müde Gesicht einer alten Frau, deren langes Haar frisiert wird, während El Khourys Stimme von den dunklen Erlebnissen erzählt, die diese Frau ihr Leben lang still und würdevoll ertragen...