Material und Mensch
Gastspiele aus Frankreich
von André Studt
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)

Der erste Blick in den mit Unmengen rostigen Stahls bis unters Dach beladenen Theatertruck aus Frankreich war erschütternd: Wohin um alles in der Welt sollten diese Teile gebracht werden? Denn: Die Bühne im Markgrafentheater ist klein – es gibt weder eine nennenswerte Hinterbühne, geschweige denn Seitenbühnen, auf denen man Bühnenteile oder sperrige Requisiten zwischenlagern könnte … Der Lastwagen gehörte zum Théâtre de la Mezzanine, dieses war mit „Chiens de Faience“ (1997) zum ersten Mal in Deutschland und bescherte dem Figurentheater-Festival eine „deutschsprachige Erstaufführung“ (wobei in der Aufführung kein Wort gesprochen wurde). Mir stehen die damaligen Umstände noch ziemlich klar vor Augen: Zwei Personen mit Klemmbrett in der Hand gaben uns studentischen Helfern kurze und präzise Ansagen, wo die schweren, unförmigen Teile zu platzieren seien, der Frachtwagen leerte sich langsam, irgendwann lag alles – in einer geheimnisvollen Ordnung – auf der Bühne.
Aus dem nunmehr geordneten Haufen aus Brettern, Stahlrohren, Spiegeln, Falltüren, Seilen, Winden, Flaschenzügen, meterweise Stoff, dick, dünn, transparent – und natürlich viel Eisen und Schrauben entstand ein Bild, gefasst von einem großen goldenen Rahmen, das das Innere einer Bauernkate zeigte; das Zimmer wurde durchquert von einer Wäscheleine, auf der schmutzige Unterhosen hingen. Mittig stand ein alter, ratternder Kühlschrank, an...