Sie machen Übertitel für große Festivals, die Ruhrfestspiele, Theaterformen und Theater der Welt zum Beispiel, und Theater wie das Schauspielhaus Bochum und die Münchner Kammerspiele, die das für ihre Gastspiele brauchen, aber auch im Repertoirebetrieb verwenden. Wie sind Sie dazu gekommen?
Yvonne Griesel: Ich bin Übersetzerin und Dolmetscherin für Russisch und Französisch, habe aber auch immer Theater gemacht. Für meine Diplomarbeit wählte ich das Thema Übertitel im Theater, weil diese damals, Mitte der neunziger Jahre, oft so wahnsinnig schlecht waren. Vor allem technisch: Sie blieben hängen und rasten dann völlig asynchron zur Inszenierung wieder los. Danach habe ich noch umfassender alle Aspekte von Übertiteln im Theater für eine Doktorarbeit erforscht, und diese Erkenntnisse wollte ich in der Praxis überprüfen. Ich stellte fest, vieles war ganz anders.
Übertitel sind ja nicht nur Technik und Timing, sondern auch eine sprachliche Anpassung für schnelle Lesbarkeit.
YG: Zunächst einmal wird die Genauigkeit einer Buchhalterin gebraucht, denn es gibt praktisch keine Fehlertoleranz. Bildungsbürger:innen bemängeln da schon ein falsches Komma. Andererseits geht es auch um eine gewisse Nonchalance, weil Übertitel nicht nur vom Text her, sondern aus der jeweiligen Inszenierung heraus entstehen. Ein Textbuch würde eben nicht reichen, man arbeitet immer an der lebendigen...