Luk Perceval
Erschienen in: Arbeitsbuch 2019: Luk Perceval (07/2019)
Luk Perceval hat nach zwanzig Jahren Arbeit im deutschen Theater – an der Berliner Schaubühne, den Münchner Kammerspielen und am Thalia Theater in Hamburg – ein großes Kapitel abgeschlossen und mit der Rückkehr nach Belgien, ans NTGent, zugleich ein neues eröffnet. Er, der sich einst vom deutschen Theater angezogen fühlte, hat es nun mit einiger Enttäuschung verlassen. Doch es ist, so scheint es, eine produktive Enttäuschung, die den kritischen Rückblick des großen Regisseurs mit der Suche nach neuen Wegen verbindet, einer Suche nach den Möglichkeiten eines internationalen Theaters für das 21. Jahrhundert.
Diese künstlerische Neuausrichtung ist Anlass für Bilanz und Ausblick: Das vorliegende Arbeitsbuch versammelt ausführliche Gespräche mit dem Regisseur, langjährige Arbeitspartner wie die Bühnenbildnerinnen Katrin Brack und Annette Kurz dokumentieren mit eigens von ihnen ausgesuchten Bildstrecken den Perceval-Kosmos, die Schauspieler Patrycia Ziolkowska, Thomas Thieme und Burghart Klaußner berichten von ihrer Zusammenarbeit mit dem Regisseur, der Pianist Jens Thomas beschreibt seine musikalische Live-Arbeit für drei Perceval-Inszenierungen.
Die Rückkehr nach Belgien ist für den flämischen Regisseur auch mit der Wiederaufnahme eines Themas verbunden, das er als einer der Ersten im Theater aufgriff und das uns nun als eines der wesentlichen Probleme unserer Gegenwart beschäftigt. Die Rede ist von der postkolonialen Aufarbeitung,...