Auch die erste deutschsprachige Aufführung der „Zofen“ („Les Bonnes“) fand in Bonn statt, 1957 im Contra-Kreis-Theater unter der Regie des Komödienspezialisten Kurt Hoffmann. Das waren andere Zeiten. Aber heute steht man wie damals vor dem Problem der adäquaten Besetzung: Jean Genet wünschte sich, dass die drei Frauenrollen von Männern gespielt würden. Daran hat man sich selten gehalten, schon deshalb nicht, weil es ohnehin weniger attraktive Frauen- als Männerrollen gibt. Und die Rollen in den „Zofen“ sind attraktiv, geht es hier doch um ein Spiel mit Identitäten: Die Schwestern Solange und Claire, Zofen im Haus der Gnädigen Frau, spielen Herrin und Dienerin. Solange schlüpft in die Rolle ihrer Schwester Claire, die ihrerseits die Herrschaft „performt“.
Die Regisseurin Claudia Bauer löst die Aufgabe für ihre Inszenierung in der Werkstatt des Bonner Theaters mit einem Kompromiss. Solange wird von einem Mann gespielt: Daniel Breitfelder. Claire von einer Dame: Sophie Basse. Die weibliche Herrschaft wiederum von einem Mann: Holger Kraft. Der Herr des Hauses tritt ja nicht auf: Er wurde von den Schwestern denunziert und sitzt vorübergehend im Gefängnis. Derweil üben die Schwestern ihre „Zeremonie“: Die Dienerin bereitet der Gnädigen Frau den berühmten Lindenblütentee zu, mit dem „im wirklichen Leben“ die keineswegs sonderlich tyrannische...