10.1 Voller Einsatz als Grundhaltung
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Improvisation ist Arbeit. Aber Improvisation ist nicht Abarbeiten. Wenn wir im Improtheater an einen Punkt kommen, an dem wir merken, dass wir uns nur noch mit halber Kraft unserer Aufgabe widmen, dann haben wir ein Problem.
Für Spieler, die neben der Improvisation noch einem anderen Job nachgehen, kann es manchmal schwierig sein, sich direkt nach der Arbeit, die einen ja ebenfalls seelisch und körperlich fordert, aufs Improvisieren einzulassen. Sie kommen zur Show mit (durchaus nachvollziehbaren) Entschuldigungen, sie seien gerade heute müde und ausgelaugt und bitten um Verzeihung, falls sie heute nicht ganz so konzentriert seien. Das ist nicht schlimm, wenn es ein oder zwei Mal passiert. Aber wenn du permanent ausgepowert von der Arbeit kommst, solltest du dir vielleicht überlegen, ob du dir deine Tagesabläufe etwas anders organisierst, zum Beispiel irgendwo eine Viertelstunde einschiebst, wo du die Augen schließen, in deinen Körper finden und deinen Geist beruhigen kannst. Vielleicht gibt es sogar im Backstage die Möglichkeit für ein kleines Nickerchen mit Schlafmaske und Ohrstöpseln. Du brauchst schließlich Wachheit und körperliche Flexibilität, um überhaupt Theater spielen zu können. Und schließlich ist es auch für deine Mitspieler auf Dauer eine Zumutung, sich auf dich einzulassen, wenn du im Stand-by-Modus durch die Show...