Der Brand, aufgezeichnet
von Thomas Irmer
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theater der Jungen Welt
Reinhart Reimann:
Am 27. August 1989 hatte ich abends noch eine Probe, »Tschintschraka« mit mir in der Titelrolle. Am nächsten Tag hatte ich Geburtstag, und der Regisseur Detlef Vitzthum gab mir dafür frei. Nach unserer Feier zu meinem 40. kamen wir aus dem Hotel in der Nähe des Zoos und sahen die vielen Feuerwehren vorbeirasen. Unser Theater brannte. Ein Kollege hatte ausgerechnet einen Tag vorher gesagt: Da brenne ich nun seit zwanzig Jahren für dieses Theater – es wird Zeit, dass es auch mal für mich brennt! Als wir dann zusammen vor der niedergebrannten Ruine des Theaters standen, bat er mich flehentlich: Sag das bloß nicht der Kriminalpolizei. Ich wars nicht.
Danach dachte ich: Ohne Haus sind wir weg! Dass wir nicht gleich weg waren, erklärte ich mir damit, dass es sicher erst mal andere Dinge zu klären gab. Aber dann … Wir standen zu diesem Zeitpunkt in der Leipziger Öffentlichkeit wie in der Fachwelt des Theaters ganz unten und galten in der Sparte insgesamt als zurückgeblieben. Aber dann – ist es ganz anders gekommen.
Marion Firlus:
Für uns alle war in diesem Moment am wichtigsten, die Existenz des Theaters zu erhalten. In einer solchen Umbruchsituation obdachlos zu werden, das...